Der Mühlsteinbruch in ALTENHOF

Der Mühlsteinbruch in ALTENHOF befindet sich auf den Grundstücken der Agrargemeinschaft ALTENHOF und ist in das Frühmittelalter einzuordnen (568 n.Ch bis 11. Jahrhundert)

Aufgrund der Funde im slawischen Fürstensitz in THUNAU/Gars kann eine Zuordnung in das 9. Jahrhundert nach Christus erfolgen.

Die Mühlsteine bestehen aus Granitglimmerschiefer:

Ursprünglich wurde Ton im Meer abgelagert. Während der Gebirgsbildung wurde Mineralien aus denen der Ton bestand bei hohem Druck (ca.5 - 7 Kilobar) und hoher Temperatur in Glimmerschiefer umgewandelt.

Aus diesem Glimmerschiefer - zusammengesetzt mit Quarz und Granaten die als Mahlzähne fungieren - wurden die Rohlinge herausgemeißelt.

Diese Mühlsteine wurden in Form einer Drehmühle verwendet und zwar wurden 2 Mühlsteine auf einer Achse gedreht, wobei das Mahlgut in die Achse gegeben wurde und durch die Mahlzähne gemahlen wurde und seitwärts zwischen den Steinen herauskam.

Diese Mühlenkonstruktionen sind schon seit der Eisenzeit (ca.750 v.Ch bis 14 v.Ch) bekannt.

 

1995 wurden Ausgrabungsarbeiten mit Genehmigung der Agrargemeinschaft ALTENHOF  durch die ASINOE durchgeführt. Nachstehend der Bericht der ASINOE:

 

 

Archäologische Untersuchungen in der KG Altenhof, Niederösterreich

 

Nikolaus Hofer

 

KG Altenhof

MG Schönberg am Kamp VB Krems

 

Fundgeschichte

 

In der Flur "Brindl Graben" befindet sich auf der Parzelle 266/1 ein seit längerem bekannter Mühlsteinbruch. Dieser erstreckt sich über einen Hang des Manhartsberges, der am Rand der durch das Kamptal führenden Bundesstraße steil zum Kamp hin abfällt. Der gesamte Hang wurde offenbar zur Gewinnung von Rohformen genutzt, wovon die zahlreich erhaltenen Negativausnehmungen von abgebauten Mühlsteinrohlingen zeugen.

            Aufgrund des Auftretens von in Form und Material gleichartigen Mühlsteinen im Fundgut der slawischen Wallanlage von Gars/Thunau sprach sich H. Friesinger für eine slawenzeitliche Datierung des Steinbruchs aus und ordnete ihn dem Herrschaftsbereich des "venerabilis vir Josephus" zu3).

            Bei in den letzten Jahren durchgeführten Begehungen des Hanges konnten auf einem annähernd trapezförmigen, eine Fläche von etwa 28 x 16 m umfassenden Plateau in der Mitte des Hanges mehrere Mauerzüge beobachtet werden, die durch die forstwirtschaftliche Nutzung des Geländes bereits stark beeinträchtigt waren4).

                 Aufgrund dieses Schadensbildes entschloss sich das Bundesdenkmalamt, Abteilung für Bodendenkmale, zu einer archäologischen Untersuchung, um einerseits den bedrohten Befund zu dokumentieren und andererseits eine Klärung der Frage zu erreichen, ob es sich um Reste eines mittelalterlichen Gebäudes oder lediglich um rezente Terrassenstützmauern handelt. Die Grabungsarbeiten wurden von einem Team des Vereins ASINOE im Zeitraum vom 2. August bis zum 16. Oktober 1995 durchgeführt (Abb. 47).

          Nach der Rodung des Baumbestandes auf der Grabungsfläche wurde ein Schnitt angelegt, der sich an den obertägig sichtbaren Mauerstrukturen orientierte und etwa die Hälfte der Plateaufläche einnahm (Abb. 48). Ziel dieser Vorgangsweise war, die sichtbaren Mauern möglichst komplett zu erfassen sowie ein Profil der Verfüllung des Raumes innerhalb der Mauern zu erhalten. Zusätzlich dazu wurde der Schnitt noch östlich über die Mauer 1 hinaus verlängert, da hier eine Einsenkung im Gelände einen Graben vermuten ließ.

          Aus arbeitstechnischen Gründen wurde Schnitt 1 in zehn Sektoren unterteilt (Abb. 48). Im Bereich der Sektoren 3 bis 8 wurde schichtweise bis auf den anstehenden Felsen abgetieft; in den Sektoren 1, 2, 9 und 10 wurde aufgrund der spezifischen Befundsituation (siehe unten) nur das erste Dokumentationsniveau aufgenommen.

            Nordwestlich von Sektor 1 wurde wegen Verfolgung eines Mauerzuges (Mauer 5) eine kleine Sondage am Abhang unterhalb des Plateaus angelegt (Sondage 1). Zusätzlich dazu wurde noch ein an der südwestlichen Felsabbruchkante des Plateaus gelegener Negativabdruck eines Mühlsteins dokumentiert und auf dem Übersichtsplan eingetragen.

 

 

3) H. Friesinger und B. Vacha, Die vielen Väter Österreichs, Wien 1987, 139.

4) An dieser Stelle sei den Besitzern der Parzelle, den Mitgliedern der Agrargemeinschaft Altenhof, und besonders deren Obmann, Herrn Brand, herzlich für ihr Entgegenkommen bei der Durchführung der Grabung und vor allem bei der Rodung der Grabungsfläche gedankt.

 

 

 

Befund

 

Mauern

 

In Schnitt 1 wurden insgesamt fünf Mauern erfasst. Die in den Sektoren 3, 4, 9 und 10 gelegenen Mauern 1, 2, 3 und 4 ergaben ein rechteckiges Objekt von 9,20 x 8,80 m, dessen Ostmauer (Mauer 1) die Außenkante der Nordmauer (Mauer 2) um etwa 2 m überragt. Ungefähr 2,50 m nördlich von Mauer 2 fand sich ein weiterer Mauerzug (Mauer 5), der parallel zu Mauer 2 verlief (Abb. 49). Diese Mauer konnte auch in Sondage 1 nachgewiesen werden; sie erstreckte sich also vermutlich entlang der gesamten Nordkante des Plateaus.

Die Mauern 2, 3, 4 und 5 waren einander vom Aufbau her sehr ähnlich. Es handelte sich um zum Teil lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk, das entweder trocken gemauert war oder eine Lehmbindung aufwies, da sich zwischen den Steinen eine lehmige Verfüllung befand; Mörtelspuren konnten nicht festgestellt werden. Die Mauern 2, 3 und 4 hatten jeweils nur eine Außenschale, von der zum Teil noch mehrere Lagen erhalten waren; eine Innenschale fehlte (Abb. 50). Das von den Mauern 2 bis 4 (zusammen mit Mauer 1) gebildete Objekt war im westlichen Bereich mit einer Steinpackung aufgefüllt. Die Innenkanten der Mauern 2, 3 und 4 gingen in diese Packung über (Abb. 51).

Mauer 5 hatte eine auf Sicht gemauerte Außenschale; die (dem Plateau zugewandte) Innenschale war weniger genau ausgeführt, allerdings im Gegensatz zu den Mauern 2, 3 und 4 doch deutlich zu erkennen.

Die Mauer 1 (Abb. 52) war die einzige, die einen eindeutig zweischaligen Aufbau aufwies. Die Außenschale (Ostseite) bestand aus lagehaften, die Innenschale aus eher ungeordneten Bruchsteinen. Auch hier konnte kein Mörtel nachgewiesen werden. Bemerkenswert war, daß die oberste (erhaltene) Schar der Innenschale in dem Bereich, der über die Außenkante von Mauer 2 hinausragte, aus schräg gelegten Steinen bestand, die ein "halbes" opus spicatum darstellten (Abb. 52 und 53). Bei Mauer 1 konnte auch ein Fundament nachgewiesen werden, das vor allem im nördlichen Mauerbereich deutlich vorsprang und - wie alle anderen Mauern auch - direkt auf den Felsen gestellt war. Das nördliche Ende von Mauer 1 war gerade abgemauert; dies korrespondierte mit dem östlichen Abschluss von Mauer 5, der ebenfalls gerade abgemauert war (Abb. 54).

Die Mauern 2, 3 und 4 waren an Mauer 1 angestellt, also jünger, und leicht schräg zu dieser orientiert.

 

Schichten

 

Im gesamten Grabungsbereich konnten nur zwei eindeutig anthropogene Schichten festgestellt werden. Es handelt sich einerseits um die Steinpackung, die innerhalb der Mauern 1-4 beobachtet wurde, und andererseits um eine gleichartige Steinlage, die in den Sektoren 1 und 2 direkt unter dem Humus zum Vorschein kam (Abb. 51). Innerhalb der Mauern 1 bis 4 befand sich unterhalb des relativ dünnen, rezenten Humus eine etwa 25-60 cm mächtige, mit Bruchsteinen vermischte, lehmige Schicht, die im östlichen Bereich in die Steinpackung überging. Die (zum Teil sehr großen) Bruchsteine waren annähernd waagrecht geschichtet, wobei teilweise beträchtliche Hohlräume zwischen den Steinen festgestellt wurden. Darunter erschien bereits der anstehende Felsen (Abb. 55).

In den Sektoren 6 und 7, also außerhalb der Mauern 1 bis 4, bot sich ein ähnliches Bild: Unter dem Humus befand sich eine lehmige, mit Bruchsteinen vermischte Schicht, darunter der anstehende Felsen. In den Sektoren 5 und 8, östlich von Mauer 1, überlagerte ebenfalls eine lehmige, praktisch fundleere Schicht den anstehenden Felsen. Hierbei dürfte es sich um natürliche Einschwemmungen durch Regen handeln.

 

Die Steinlage in den Sektoren 1 und 2 wurde aus Zeitgründen nicht flächig abgetragen; eine Sondierung ergab, daß darunter bereits der Felsen ansteht. Auch hier waren die Steine annähernd waagrecht geschichtet.

In Sektor 5 - dem vermuteten Graben - wurde eine natürliche Felskluft festgestellt, die offenbar künstlich verbreitert worden war; an dem der Mauer 1 gegenüberliegenden Felsen lassen sich noch Spuren dieser Verbreiterung erkennen (Abb. 56).

Abb. 47: Altenhof, Flur Brindl Graben.

Ausschnitt aus dem Katasterplan mit eingezeichneter Grabungsfläche. Im Maßstab 1 : 4.000.

Graphik: ASINOE.

 

Abb. 48: Altenhof, Flur Brindl Graben.

Grabungsfläche im Maßstab 1 : 200.

1 - lehmige Erde mit Bruchsteinen. 2 - Bruchsteine. S - Sektor. MP - Messpunkt mit Höhenangabe.

 Graphik: ASINOE.

Befunde zum Mühlsteinbruch

 

An mehreren Stellen des Grabungsgeländes fanden sich mehrere Ausnehmungen von abgebauten Mühlsteinrohlingen als Negativabdruck im Felsen. Die Mauer 4 überlagerte vier derartige Negative (Abb. 57); zwei weitere fanden sich auf dem Felsen südlich von Mauer 1 (Abb. 49). Auf dem freigelegten Felsen innerhalb der Mauern 1 bis 4 fanden sich vereinzelt kleine Vertiefungen, die mit dem Abbau der Mühlsteine in Zusammenhang stehen könnten. Schließlich wurden zwei Fragmente von Mühlsteinrohlingen sekundär beim Bau der Mauer 5 verwendet (Abb. 58). Bemerkenswert ist die unterschiedliche Größe der Negativabdrücke (Abb. 49).

 

Abb. 49: Altenhof, Flur Brindl Graben.

Übersicht der Mauerbefunde im Maßstab 1 :100. Graphik: ASINOE

Abb. 50: Altenhof, Flur Brindl Graben.                  

Mauern 2 und 3 in Aufsicht.                                     

Foto: ASINOE

Abb. 51: Altenhof, Flur Brindl Graben.

   Mauer 3 mit Steinpackung.

              Foto: ASINOE.                                                         

Abb. 52: Altenhof, Flur Brindl Graben, Mauer 1.

Oben: Ansicht Westseite. Unten: Ansicht Ostseite. Im Maßstab 1 : 80. Graphik: ASINOE.

Abb. 53: Altenhof, Flur Brindl Graben.  Mauer 1, mit opus spicatum,                                   

.                 Abb. 54: Altenhof, Flur Brindl Graben.

         Felseintiefung vor Mauer 1 bzw. Mauer 5

                                                     Foto: ASINOE

 

Abb. 55: Altenhof, Flur Brindl Graben.

Profil 1 (A-B), Schnitt durch die Verfüllung des Objektes/Gebäudes im Maßstab 1 : 50. 1- Humus. 2 - lehmige Erde mit Bruchsteinen.

Graphik: ASINOE.

 

Abb. 56: Altenhof, Flur Brindl Graben. 

Abb. 57: Altenhof, Flur Brindl Graben 

Befundinterpretation

 

Eine Zusammenfassung der Mauerbefunde (Abb. 49) ergibt ein viereckiges Objekt, das von den Mauern 1, 2, 3 und 4 gebildet wird und eine Mauer, die parallel zu diesem Objekt in Ost-West-Richtung verläuft (Mauer 5).

Das Objekt kann mangels weiterer Befunde nicht näher interpretiert werden. Die fehlenden Innenschalen der Mauern 2 bis 4 und die Verfüllung mit einer Steinpackung lassen aber an eine Funktion als Fundamentterrasse für ein darüber zu errichtendes Holzgebäude, beispielsweise einen Turm, denken. Diese Terrasse diente offenbar dazu, das relativ starke Hanggefälle in diesem Bereich auszugleichen.

Der über die Nordkante des Objektes/Gebäudes reichende Teil der Mauer 1 und die Mauer 5 dienten als Umfassung. Die sauber durchgeführte Abmauerung des Nordendes von Mauer 1 sowie des Ostendes von Mauer 1 lässt darauf schließen, daß sich in diesem Bereich ein Eingang befunden hat. Mit diesem steht möglicherweise auch eine in den Felsen geschlagene, annähernd kreisförmige Vertiefung direkt vor dem Ostende von Mauer 5 in Zusammenhang. Die Ostseite von Mauer 1 ist zudem eindeutig auf Sicht gearbeitet, ebenso wie die Westseite im Bereich nördlich von Mauer 2 (opus spicatum). Der Raum zwischen dem

Objekt/Gebäude und der Mauer 5 kann also als Hofbereich interpretiert werden.

Die Steinlage, die den Bereich westlich des Objektes/Gebäudes (Sektoren 1 und 2) umfasste, deutet darauf hin, daß auch dieser Bereich in irgendeiner Form genutzt wurde.

 

Funde

 

Die Anzahl der bei der Grabung geborgenen Funde ist äußerst spärlich. Insgesamt fanden sich nur 18 Keramikfragmente, mehrere Tierknochen und zwei Silices.

 

Keramik

Die Keramikfragmente sind folgenden Warengattungen zuzuordnen: Acht Stück einer grau gebrannten, scheibengedrehten Ware mit geringen Glimmeranteilen (Gruppe I). Drei Fragmente bestehen aus grobkörnigem, orange und dunkelgrau gebranntem Ton und zeigen keine Drehspuren (Gruppe II). Drei Fragmente bestehen aus grobkörnigem, stark graphithaltigem Ton, sind dunkelgrau gebrannt und auf der Scheibe nachgedreht (Gruppe III). Drei Fragmente sind aus orange-graubraun gebranntem Ton, scheibengedreht und partiell glasiert (Gruppe IV). Ein Fragment schließlich ist hell grau-orange gebrannt und partiell glasiert (Gruppe V).

Die meisten Fragmente der Gruppe I fanden sich in den Sektoren 3 und 4, also in der Steinpackung des Objektes/Gebäudes. An Formen lassen sich ein kleiner Topf mit ausladendem Mundsaum (Abb. 59/4) sowie vermutlich eine Schüsselkachel (zwei Fragmente) feststellen, die wohl beide in das 14. bis 15. Jh. zu datieren sind. Das Mundsaumfragment eines kleinen, partiell gelb glasierten Bechers (Gruppe V) stammt ebenfalls aus dem Sektor 3 und ist wohl in die frühe Neuzeit zu stellen (Abb. 59/2). Die drei Fragmente der Gruppe III stammen aus Sektor 2 und Sektor 7, also aus Bereichen außerhalb des Objektes/Gebäudes. Zwei Bruchstücke gehören zu einem kleinen Topf mit verdicktem, schwach ausladendem Rand (Abb. 59/5), während das dritte Fragment ein Henkelbruchstück ist (Abb. 59/3). Diese Fragmente sind wohl in das 12. Jh. zu datieren. Die drei Bruchstücke der Gruppe IV stammen aus den Sektoren 1 und 7 und lassen sich keinem bestimmten Gefäßtyp zuordnen. Die Fragmente der Gruppe II fanden sich in der Verfüllung der Felsspalten östlich von Mauer 1, in Sektor 5. Eine nähere zeitliche Einordnung ist hier nicht möglich.

 

 

Silices

Es handelt sich um eine kleine (Pfeil-)Spitze und ein Abschlagfragment. Die Pfeilspitze fand sich zwischen der Steinlage in Sektor 1 und ist offensichtlich sekundär dorthin verlagert worden. Das Artefakt aus honiggelbem Silex in Form eines gleichseitigen Dreieckes ist beidseitig flächig retuschiert (Abb. 59/1). Nach Auskunft von Herrn Univ.-Prof. Dr. G. Trnka, Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien, ist diese Spitze in das Mesolithikum zu datieren. Das Abschlagfragment fand sich in Sektor 7. Eine Aussage zur ursprünglichen Form oder Datierung ist nicht möglich.

 

 

 

Mühlsteinrohlinge

Zu den Fundobjekten zählen mehrere Bruchstücke von Mühlsteinrohlingen, die zum Teil sekundär in Mauer 5 verwendet worden waren, zum Teil im Sektor 6 zwischen den Mauern 2 und 5 lagen. Sie entsprechen der Form, die sich aus den erwähnten Negativen auf dem Hang erschließen lässt und von H. Friesinger in das frühe Mittelalter datiert wird.

                                                                                   

Interpretation der Grabungsergebnisse

 

Durch die Grabung konnte ein viereckiges Objekt/ Gebäude auf dem Plateau nachgewiesen werden. Von diesem Objekt ist nur die Fundamentterrasse erhalten geblieben, die wohl zum Ausgleich des Hanggefälles diente. Die eigentliche Gestalt des Objektes/Gebäudes konnte nicht eruiert werden; nach der Beschaffenheit der Terrasse zu schließen, ist diese aber am ehesten für ein Holzgebäude geeignet. Das gesamte Plateau war offenbar von einer Umfassungsmauer umgeben, die an zwei Stellen erfasst werden konnte. Östlich des Objektes befindet sich eine Felskluft, die künstlich verbreitert wurde. Das Gesamtbild der Befunde deutet also auf ein kleines, befestigtes Gebäude hin.

Auffällig ist die extrem niedrige Zahl an Funden. Dieser Fundarmut entspricht der Mangel an Befunden zur

Gebäudestruktur beziehungsweise zur Verbauung des Hofbereiches. Diese Umstände deuten darauf hin, daß der gesamte Komplex möglicherweise nicht fertiggestellt bzw. vor der Fertigstellung zerstört wurde.

     Die Verteilung der Keramikfunde innerhalb der Grabungsfläche kann nur bedingt zu einer Datierung herangezogen werden, da erstens die Funddichte sehr gering ist und zweitens die Fragmente, die direkt aus dem Objekt/Gebäude stammen, aufgrund der Hohlräume innerhalb der Steinpackung (siehe oben) durchaus auch sekundär eingelagert worden sein können.

Die drei Keramikfragmente aus dem 12. Jh. deuten zumindest darauf hin, daß das Areal in dieser Zeit begangen wurde; für eine konkrete Datierung der Baumaßnahmen ist die statistische Relevanz der drei Scherben allerdings zu gering.

In einem vor einigen Jahren erschienenem Artikel erörterte W. Meyer die Problematik von nicht vollendeten Burganlagen des Mittelalters in der Schweiz5). Er führt folgende archäologische Kriterien als typisch für unvollendete Burganlagen an6):

1. Das Fehlen von Siedlungsschichten und das bloß vereinzelte Auftreten von Kleinfunden,

     2. unfertige Gräben und

3. Fundamentkonstruktionen ohne Anzeichen von hochgezogenem Mauerwerk.

Als weiteres Merkmal erwähnt W. Meyer tiefe Phosphatwerte auf dem betreffenden Gelände; dieses Kriterium kann mangels entsprechender Untersuchungen für Altenhof nicht herangezogen werden.

Alle anderen Kriterien treffen aber auf das Objekt in Altenhof zu: Auch hier fanden sich keine Siedlungsschichten und kaum Funde, von dem Gebäude ließ sich nur die Fundamentierung feststellen, und es fand sich kein Schutt oder Versturz von aufgehendem Mauerwerk. Die Abarbeitungsspuren in der Felskluft östlich des Gebäudes schließlich können als Spuren vom Beginn der Anlage eines Grabens interpretiert werden.

Als Ursache für den Abbruch eines Burgenbaues führt W. Meyer ökonomisch-gesellschaftliche sowie herrschafts- und machtpolitische Gründe an. Zu deren Klärung ist es aber notwendig, die vorhandenen historischen Quellen auszuwerten, was bezüglich der Befestigung von Altenhof bislang nicht erfolgt ist.

Zusammenfassend lässt sich also feststellen, daß es sich bei dem Objekt auf dem Mühlsteinbruch von Altenhof mit großer Wahrscheinlichkeit um eine unvollendete Kleinburganlage handelt. Eine genaue Datierung dieses Objektes ist nicht möglich; die wenigen Keramikfragmente deuten aber eher auf eine hochmittelalterliche Zeitstellung hin.

 

Abb. 58: Altenhof, Flur Brindl Graben.

Mauer 5, sekundär verwendete Mühlsteinrohlinge. Foto: ASINOE.

Abb. 59: Altenhof, Brindl Graben.Keramik im Maßstab 1: 2Silex im Maßstab 1 : 1

 

Die Frage nach dem Zusammenhang mit dem frühmittelalterlichen Mühlsteinabbau konnte nicht endgültig geklärt werden. Die Tatsache, daß eine Mauer des Gebäudes mehrere Mühlsteinnegative überlagerte und einige Fragmente von Mühlsteinrohlingen sekundär beim Mauerbau verwendet wurden, belegt allerdings, daß zumindest der Bereich des Objektes/Gebäudes bei Errichtung desselben nicht mehr zur Mühlsteinproduktion genutzt wurde.

Die Klärung der Frage nach den Ursachen, die letztendlich zum Abbruch der Baumaßnahmen geführt haben, bleibt einer historischen Untersuchung überlassen.

Abschließend ist noch festzuhalten, daß durch den Fund einer Silexpfeilspitze eine Begehung des Platzes im Mesolithikum belegt ist.

 

5) W. Meyer, Nicht gebaute und unvollendete Burganlagen im Mittelalter, Chateau Gaillard 14,1990, 293ff.

     6) W. Meyer, Anm. 5, 296.