Die Brücke von Altenhof

 

 

Bereits im März 1989 befaßte sich der Leiter der Naturschutzabteilung mit der Geschichte der Kamptalbrücken im Allgemeinen und der Stieferner (jetzt Altenhofer) Straßenbrücke im Besonderen.

Seinen damaligen Beitrag in der Reihe "Niederösterreich  schön  erhalten  - schön gestalten" wird nachstehend im vollen Wortlaut angeführt:

 

„Im Kamptal gibt es derzeit noch an mehreren Stellen Bogenbrücken, die aufgrund der qualitätsvollen Gestaltung und des charakteristischen Erscheinungsbildes als prägende Elemente des Orts- und Landschaftsbildes anzusehen sind.

Während  die  Eisenbahnbrücken zum Beispiel in Rosenburg und Stiefern auch heute noch weitestgehend den Anforderungen, insbesondere in bezug auf die Tragkraft, entsprechen dürften und somit in Verwendung bleiben, werden die Straßenbrücken in den letzten Jahren sukzessiv durch Betonkonstruktionen ersetzt.

Nach dem Neubau der Straßenbrücke im Zuge der Landesstraße 8006 westlich von Rosenburg wurde auch vor Kurzem die 1897 durch die Brückenbauanstalt J. G. Gridl erbaute Bogenfachwerksbrücke in Steinegg durch einen Neubau ersetzt. Derzeit wird seitens der Straßenbauer bereits an der Demontage der 1881 ebenfalls durch die Firma Gridl errichteten Stahl-Halbparabel-Fachwerksbrücke in Krumau am Kamp zwecks Neubau einer "Betonbogenbrücke mit aufgelegter Fahrbahn" gearbeitet.

Die Bogenbrücke ist ein Paradebeispiel in der Ingenieurbaukunst für eine  vollkommene  Synthese  von Form und Funktion, da der Kräfteverlauf im Tragwerk mit der Anordnung der einzelnen Konstruktionselemente  (Ober-  und  Untergurt, Zug- und Druckglieder) ident und somit auch für einen technischen Laien erkennbar ist.

Die um die Jahrhundertwende errichteten Straßenbrücken waren entsprechend dem damaligen Verkehrsaufkommen für Fuhrwerke mit etwa 6 t Gesamtgewicht bemessen. Aus diesen geringen, jedoch für die damaligen Verhältnisse voll ausreichenden Nutzlasten resultieren auch die sehr grazilen und daher optisch äußerst ansprechenden Stahlfachwerke.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte kam es zu einer konstanten Zunahme des Verkehrsaufkommens und somit auch der Verkehrslasten, die zusammen mit den Witterungseinwirkungen sowie der natürlichen Alterung der  Bauwerke  eine  stetige Verschlechterung des Bauzustandes der einzelnen   Stahlfachwerkskonstruktionen bewirkten.

Eine Erhöhung der Verkehrslast ist zwar auch bei einer bestehenden Stahlfachwerksbrücke technisch machbar, jedoch verursachen derartige Maßnahmen bereits erhebliche Veränderungen des äußeren Erscheinungsbildes und sind daher im Regelfalle nicht befriedigend.

Die k. u. k. Eisenkonstruktions-Werkstätte, Schlosserei und Brückenbauanstalt J. G. Gridl, deren Nachfolger die heutige Firma Waagner-Biro AG darstellt, war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Ausführung einer Vielzahl von richtungsweisenden Eisenkonstruktionen (u. a. Palmenhaus  Schönbrunn,  Haus-, Hof- und Staatsarchiv am Minoritenplatz) verantwortlich.

Die Bogenbrücken im Kamptal als reine  Zweckbauten  können  zwar nicht mit den künstlerisch wertvollen Hochbau-Eisenkonstruktionen   direkt verglichen werden. Es erscheint jedoch im Sinne der Ortsbildpflege und auch im Interesse des Fremdenverkehrs notwendig, zumindest das eine oder andere Beispiel der historischen Entwicklung des Stahlbaues in Niederösterreich auch zukünftig zu erhalten, um der Nachwelt zu dokumentieren, wie früher derartige Bauaufgaben  unter  Verwendung  von Flussstahl einer auch formal ansprechenden Lösung zugeführt werden.“

 

Am 22 10 1999 wurde die Brücke - Stahlkonstruktion, Länge 40 m, Breite 6 m, Höhe 5,8 m, Gewicht 53 Tonnen - von STIEFERN nach ALTENHOF mit der Österr.Bundesbahn verlegt, um die Katastralgemeinde mit dem Kamptalradweg, bzw. Kamptalradweg mit dem Mühlsteinbruch zu verbinden. Die Brücke war ursprünglich zum Verschrotten vorgesehen, konnte aber auf Betreiben des seinerzeitigen Bürgermeisters von SCHÖNBERG, Emmerich RIEDELMEYER, erhalten bleiben.  Durch diese neue Funktion konnte ein für das Kamptal typisches Industriedenkmal der Nachwelt erhalten werden. Die Kosten der Verlegung betrug S 3,5 Mio. Diese Brücke ist die letzte dieser Bauart im Kamptal. Am 09 09 2000 wurde die Brücke feierlich eröffnet